Energieausweis beim Immobilienverkauf: Was Verkäufer wissen sollten

Energieausweis mit Energieeffizienzklassen

Inhaltsangabe

Der Energieausweis ist ein offizielles Dokument, das die Energieeffizienz einer Immobilie bewertet. Er dient als entscheidende Informationsquelle für Käufer und Mieter, da er den Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten transparent macht. Immobilienbesitzer profitieren ebenfalls, da der Ausweis Schwachstellen aufzeigt und energetische Sanierungen anregen kann. Zudem ist der Energieausweis gesetzlich vorgeschrieben, wenn Immobilien verkauft, vermietet oder verpachtet werden.

Eine transparente Darstellung der Energieeffizienz erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Verkauf und unterstützt langfristig eine nachhaltige Immobilienbewirtschaftung. Darüber hinaus ist es verpflichtend, ihn spätestens bei der ersten Besichtigung den Interessenten vorzulegen.

Arten von Energieausweisen

Bedarfsausweis:

Verbrauchsausweis:

Wann benötige ich welchen Ausweis?

GebäudeartEnergieausweis
Wohngebäude vor 1977, unsaniert, < 5 WohneinheitenBedarfsausweis verpflichtend
Wohngebäude vor 1977, saniert und entspricht den Standards der Wärmeschutzverordnung von 1977, < 5 WohneinheitenBedarfs- oder Verbrauchsausweis
Wohngebäude nach 1977
Bedarfs- oder Verbrauchsausweis
Wohngebäude mit mehr als fünf Wohneinheiten, unabhängig vom Baujahr
Bedarfs- oder Verbrauchsausweis
Nichtwohngebäude
Bedarfs- oder Verbrauchsausweis

Warum ist der Energieausweis wichtig?

  1. Gesetzliche Vorgabe
    Nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist der Energieausweis Pflicht beim Verkauf, der Vermietung oder Verpachtung von Immobilien.
  1. Informationsquelle für Käufer und Mieter
    Der Ausweis liefert Transparenz zur Energieeffizienz, hilft bei der Entscheidungsfindung und der Schätzung der zukünftigen Energiekosten.
  1. Förderung von Sanierungen
    Der Energieausweis zeigt energetische Schwächen auf und gibt Empfehlungen zur Verbesserung. So können Eigentümer Energiekosten senken und den Immobilienwert steigern.
  1. Nachhaltigkeit und Umweltschutz
    Energieeffiziente Immobilien tragen aktiv zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes bei.

Wann ist der Energieausweis Pflicht?

Schnellübersicht

In Deutschland ist es gesetzlich vorgeschrieben, bei Verkauf oder Vermietung einer Immobilie einen gültigen Energieausweis vorzulegen. Ein Haus- oder Wohnungseigentümer benötigt also spätestens dann einen Energieausweis, wenn er sein Objekt verkaufen oder neu vermieten möchte. Spätestens zur Besichtigung durch Kauf- oder Mietinteressenten muss der Ausweis bereitstehen, damit die Energiekennwerte transparent offengelegt werden. Außerdem gilt seit 2014 die Vorgabe, dass in Immobilienanzeigen bestimmte Kennzahlen aus dem Energieausweis (z.B. der Energieverbrauchskennwert, die Effizienzklasse, der wesentliche Heizenergieträger und das Baujahr) angegeben werden müssen.

„Wer dieser Vorlage- und Auskunftspflicht nicht nachkommt, riskiert eine Ordnungswidrigkeit – fehlende oder vorenthaltene Energieausweise können mit Bußgeldern bis zu 10.000 € geahndet werden.“

Ausnahmen

Allerdings kennt das Gesetz auch ein paar Ausnahmen. Die Energieausweispflicht entfällt unter anderem bei denkmalgeschützten Gebäuden, bei reinen Abrisshäusern sowie bei sehr kleinen Gebäuden mit weniger als 50 m² Nutzfläche. Ebenfalls keinen Ausweis benötigen Eigentümer, die ihre Immobilie selbst bewohnen und weder verkaufen noch vermiete. Für alle anderen Wohngebäude gilt aber: Ohne gültigen Energieausweis kein Verkauf! Entsprechend sollten Verkäufer frühzeitig an die Beantragung eines neuen Ausweises denken, sofern noch keiner vorliegt oder der alte abgelaufen ist.

Gültigkeit

Ein Energieausweis wird 10 Jahre ab Ausstellung als gültig anerkannt – liegt Ihre letzte Ausstellung also länger zurück, ist bei einem bevorstehenden Verkauf eine Neuerstellung nötig.

Wer stellt den Energieausweis aus?

Energieausweise dürfen nur von zugelassenen Fachleuten ausgestellt werden. Das Gebäudeenergiegesetz (§88 GEG) legt genau fest, welche Personen dazu berechtigt sind​. In der Regel handelt es sich um Experten mit einer entsprechenden bautechnischen oder energietechnischen Ausbildung – zum Beispiel Architekten, Bauingenieure, Gebäudetechniker, Physiker oder ausgebildete Energieberater​. Auch Handwerksmeister (z.B. Schornsteinfeger, Heizungsbauer) können unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen sein, wenn sie zusätzliche Qualifikationen im Bereich Energieeffizienz nachgewiesen haben​. Es gibt keine zentrale Behörde, die Energieausweise ausstellt; stattdessen muss der Eigentümer selbst einen qualifizierten Aussteller beauftragen.

Seit 2021 gilt sogar die Vorschrift, dass der Aussteller das Gebäude entweder persönlich in Augenschein nehmen muss oder zumindest anhand von ausreichendem Bildmaterial bewerten soll, um die Qualität der Ausstellung sicherzustellen​.

Wie viel kostet ein Energieausweis?

Die Kosten für einen Energieausweis variieren je nach Aufwand und Art des Ausweises. In der Regel trägt der Verkäufer die Kosten für die Erstellung​. Ein Verbrauchsausweis (auf Basis des tatsächlichen Energieverbrauchs) ist meist günstiger und kostet etwa 50 bis 100 Euro, während ein Bedarfsausweis (auf Basis einer technischen Analyse) aufgrund der umfangreicheren Berechnung 300 bis 500 Euro kosten kann​. Die Preise hängen auch von der Größe und Art des Gebäudes ab (Ein- oder Mehrfamilienhaus etc.). Beide Varianten sind – wie erwähnt – bis zu 10 Jahre gültig​. Wichtig zu wissen: Nach größeren Modernisierungen am Gebäude (z.B. neue Heizung, Dämmung) empfiehlt es sich, einen neuen Ausweis ausstellen zu lassen, da sich die Energiekennwerte deutlich geändert haben können​. Vermieter dürfen die Kosten für die Ausstellung im Übrigen nicht auf Mieter umlegen​ – beim Verkauf allerdings fließen die Ausweiskosten gewöhnlich in die Verkaufsausgaben des Eigentümers mit ein.

Das Ampelsystem der Energieeffizienzklassen

Die wohl auffälligste Information im Energieausweis ist die farbige Skala mit dem Pfeil bzw. Bandtacho, der einer Ampel ähnelt. Steht der Pfeil im grünen Bereich, ist der berechnete Energiebedarf gering – die Immobilie ist also energetisch sehr gut. Zeigt er hingegen auf Gelb oder Rot, besteht deutliches Einsparpotenzial​.

Zur besseren Einordnung wird jeder Immobilie eine Energieeffizienzklasse zugeteilt, von A+ (sehr effizient) bis H (sehr ineffizient)​. Diese Klassen sind zudem mit Ampelfarben hinterlegt: A+, A und B erscheinen in Grün, C, D und E in Gelb, F und G in Orange und H in Rot​. So erkennt man auf einen Blick, ob es sich um ein energetisch vorbildliches oder verbesserungswürdiges Gebäude handelt.

EnergieeffizienzklasseEndenergiebedarf/-verbrauch pro JahrHaustyp
A+0 – 30 kWh/m²aNeubauten mit höchstem Energiestandard (Passivhaus, KfW40)
A30 – 50 kWh/m²aNeubauten, Niedrigenergiehäuser, KfW55
B50 – 75 kWh/m²aNormale Neubauten
C75 – 100 kWh/m²aMindestanforderung für einen Neubau, gut sanierter Altbau
D100 – 130 kWh/m²aGut sanierte Altbauten
E130 – 160 kWh/m²ateilsanierte Altbauten
F160 – 200 kWh/m²ateilsanierte Altbauten
G200- 250 kWh/m²aschlecht sanierte Altbauten
Hgrößer als 250 kWh/m²aUnsanierte Gebäude

Doch was bedeuten diese Klassen konkret? Maßgeblich ist der sogenannte Endenergiebedarf bzw. Verbrauch in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a). Ein Gebäude der Klasse A+ benötigt weniger als 30 kWh/m²a, was meist nur von Neubauten mit Passivhaus-Standard oder sehr gut sanierten Häusern erreicht wird. Zum Vergleich: Ein Haus in Klasse H verbraucht im Betrieb mehr als achtmal so viel Energie wie ein effizientes Haus der Klasse A+​. Daher wirkt sich die Effizienzklasse oft direkt auf die Attraktivität und den Wert einer Immobilie aus

Wie Energieeffizienzklassen den Preis beeinflussen

Eine gute Energieeffizienzklasse (z.B. A+, A oder B) ist ein Verkaufsargument, das in Exposé und Besichtigung betont werden sollte. Energetisch effiziente Häuser sind für viele Käufer attraktiver, da sie auf niedrige laufende Heizkosten schließen lassen.

Befindet sich Ihre Immobilie in einer hohen Effizienzklasse, können Sie dies also als Pluspunkt einsetzen – etwa durch Erwähnung im Titel der Anzeige („Energiesparhaus Klasse B“) oder indem Sie die geringen Verbrauchswerte in Aussicht stellen. Studien zeigen, dass Immobilien mit guten Energiewerten zum Teil deutlich höhere Verkaufspreise erzielen als vergleichbare Objekte mit schlechter Klasse. So liegen z.B. bei älteren Einfamilienhäusern die Durchschnittspreise für Objekte mit Effizienzklasse D rund 20 % höher als für unsanierte Häuser der Klasse H; bei top-sanierten Altbauten der Klasse A sogar um ca. 50 % höher im Vergleich zu H​. Energieeffizienz wird somit immer mehr zu einem Preistreiber auf dem Immobilienmarkt. Kein Wunder – angesichts steigender Energiepreise und möglicher zukünftiger Sanierungspflichten schauen Käufer heute genau hin.

Auf der anderen Seite müssen Verkäufer mit schwachen Energiewerten (etwa Klasse F, G oder H) entsprechend vorbereitet sein. Eine schlechte Klasse ist kein automatischer Verkaufs-K.o., aber sie kann zu verstärkten Nachfragen oder Verhandlungen führen. Käufer könnten z.B. auf Basis des Ausweises einschätzen, welche Sanierungskosten perspektivisch auf sie zukommen, und den Kaufpreis dafür nach unten korrigieren wollen. Als Verkäufer sollten Sie in so einem Fall realistisch bleiben: Wenn Ihr Haus energetisch im unteren Bereich liegt, kann es sinnvoll sein, dies bereits im Angebotspreis zu berücksichtigen oder zumindest Transparenz zu zeigen (z.B. indem Sie auf Modernisierungsmöglichkeiten hinweisen). Eventuell enthaltene Modernisierungsempfehlungen im Bedarfsausweis können Sie an Interessenten weitergeben – das zeigt, dass Sie offensiv mit dem Thema umgehen. Zudem signalisiert ein offengelegter Energieausweis Vertrauen und Offenheit, was beim Käufer positiv ankommt. Umgekehrt wäre es kontraproduktiv, die Energiewerte verschweigen zu wollen – spätestens beim Besichtigungstermin muss der Ausweis ohnehin vorgelegt werden, und negative Überraschungen könnten das Vertrauen zerstören.

Insgesamt gilt: Eine gute Energieeffizienz kann den Wert Ihrer Immobilie steigern und den Verkauf beschleunigen, während eine schlechte Effizienz zwar eine Herausforderung darstellt, aber durch den richtigen Umgang (z.B. faire Preisgestaltung, Hinweis auf Fördermöglichkeiten für Sanierungen etc.) gemeistert werden kann. Verkäufer sollten die Bedeutung des Energieausweises daher nicht unterschätzen und dieses Dokument aktiv als Instrument im Verkaufsprozess nutzen.

Tipps zur Optimierung des Energieausweises

Gerade wenn Sie etwas Vorlaufzeit vor dem Verkauf haben, gibt es verschiedene Maßnahmen, mit denen Sie die Kennwerte im Energieausweis positiv beeinflussen können. Ein Energieberater hilft Ihnen die beste Lösung zu finden.